Auf Augenhöhe, Krisen und Versöhnung, von Dr. Ute Mair, Fachärztin; Angaben zu Beruf und Person siehe Homepage
In meinem Leben habe ich (Dr. Ute Mair, Ärztin) persönlich und berufsbedingt viele Krisen erlebt und vieles über Krisen gelernt, besonders auch in den über 20 Jahren, die ich bis 2020 beruflich in MV tätig war. Dieses Wissen um und Gefahr durch Krisen, sowie die Tatsache, dass wir in der Gegenwart fast ständig von Krisen begleitet und erschüttert werden, hat mich dazu veranlasst, auf diesem Weg weitergehen zu wollen, ggf. mit anderen, Helfern und Laien, interdisziplinär und persönlich, zunächst als Austausch, aber mit dem Ziel, weiter zu lernen, um Menschen und Regionen im Krisenmodus besser unterstützen und ggf. helfen zu können.
Versöhnung ist dabei ein Modus, der vieles oder manches verändern kann.
Zu Krise:
Was ist eine Krise?
Krisen sind Ungleichgewichte in offenen Systemen, die, wenn sie anhalten, zunehmend dazu neigen, sich zu verstärken, bzw. zu verschlechtern. Erreichen sie einen ‚Point of no Return‘ (einen Punkt, wo Umkehr nicht mehr möglich ist), kippt das System und kann sich nicht mehr selbst reparieren (Katastrophe). Es wird zerstört, von außen, oder zerstört sich selbst (Tod, Vernichtung). Hilfen und Unterstützung, je geeigneter Art (professionell), können diesen Punkt hinauszögern. Diese Hilfen können auch danach noch möglich sein; jedoch sind große Schäden oder Verluste wahrscheinlich.
Welche Arten von Krisen gibt es?
Sie lassen sich nach Dauer und Schwere unterscheiden, sowie danach, wer oder was in eine Krise gerät: Leichte oder schwere Krisen, Krisen von kurzer Dauer oder lang anhaltende Krisen. Krisen betreffen überwiegend lebende Organismen oder Systeme: Z. B. ökologische Krise, Klimakrise, Wirtschaftskrise, Krise eines Unternehmens, einer Familie, eines Staates, regionale oder globale Krisen. Die Beispiele lassen sich beliebig erweitern. Krisen, die den Menschen direkt und unmittelbar betreffen, können ‚innere‘ (etwa Trauer) oder äußere (etwa Gefahr) Krisen sein, persönliche oder zwischenmenschliche Krisen.
Was kann eine Krise auslösen und wie gehen wir damit um?
Alles kann Auslöser für eine Krise sein. Oft sind diese Auslöser vielschichtig und multifaktoriell. Meist sind es darüber hinaus Ereignisse, die mit einem erhöhten Energieverbrauch, bzw. Energieverlust einhergehen, etwa Störungen oder Zerstörung. Jedes System, auch der Mensch ist ein solches, versucht zunächst einmal selbst mit der Krise fertigzuwerden, sie selbst zu managen, das Problem selbst zu bewältigen.
Jede menschliche oder zwischenmenschliche Krise hat ihre eigenen Charakteristika: Leid in Krisen (Krankheit ist eine Form davon), Gefahren in Krisen, Emotionen in Krisen, Heilung in Krisen. Wenn sich die Krise nicht bewältigen lässt, sind Hilfen von außen notwendig:
Zu Versöhnung:
Weg der Versöhnung
Versöhnung ist ein Prozess. Niemand kann sie erzwingen oder befehlen. Sie ist eine Hilfe, auch im Sinne einer Überwindung oder Transformation von negativen Reaktionen auf erfahrenes Leid. Versöhnung hat etwas zu tun mit Frieden finden, Beziehungen (wieder) herstellen, Heilung erlangen, mit sich (Innenwelt) und mit anderen (Außenwelt).
Voraus gehen oft Schmerz, Leid, Verletzung, Unverständnis, Unterdrückung, Gewalt, Bestrafung, Zerstörung, Ohnmacht, Ausgeliefertsein oder Sich-ausgeliefert-fühlen, weiteres.
Versöhnung schafft oder verwandelt Wirklichkeit. Sie verändert die Person.
Mittler der Versöhnung
Versöhnung benötigt Sprache, Symbolisierung, Sinngebung, wobei das Wort zwar nicht gegen die Wucht des Leids ankommt, aber die einzige Brücke ist. Auch Schweigen oder Gebet kann wortreich sein; Achtsamkeit, Zeit wahrzunehmen, Bereitschaft zuzuhören, einzubeziehen statt auszugrenzen. Das Wort ist ein Aspekt von Bewusstsein oder Geistestätigkeit.
Versöhnung kann auch Kampf und Überwindung beinhalten, besonders Selbstüberwindung.
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